Was ist Bio-Honig? Kann Honig überhaupt bio oder nicht-bio sein? Es gibt Unterschiede, obwohl wir unseren Bienen noch nicht beigebracht haben, ausschließlich ökologische Flächen anzusteuern.
Unsere Bienen suchen ihre Nektarquellen selbst aus. Der Mensch hat glücklicherweise noch nicht geschafft, die Honigbiene zu dressieren.
Als Imker haben wir jedoch durch die Wahl des Standortes direkten Einfluss darauf, wo die Bienen sammeln und was später im Honig landet. Deshalb wähle ich die Standorte möglichst sorgsam aus und achten auf eine intakte Natur im Flugradius der Bienen.
Selbst aufgrund von Bio-Richtlinien können bezüglich des Standorts nur sehr geringe Beschränkungen vorgenommen werden. Eine Bio-Imkerei wäre in unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft sonst nicht möglich.
Innerhalb eines Umkreises von 3 km müssen dennoch überwiegend ökologisch bewirtschaftete Kulturflächen und natürliche Flächen mit Wildpflanzen blühen. Tabu wären beispielsweise Standorte in der Nähe von Autobahnen oder Industrieanlagen sowie Rapsfelder oder Obstplantagen, die in der Regel stark gespritzt werden.
Der Unterschied zwischen Bio-Honig und konventionellem Honig liegt jedoch hauptsächlich in den Haltungsbedingungen der Bienen und der Arbeitsweise des Imkers.
Unterschied Bio-Honig
Was unterscheidet Bio-Honig von normalem Honig? Die Herstellung von Bio-Honig unterliegt den EU-Richtlinien der Öko-Verordnung für ökologische Bienenhaltung:
- Bienenstöcke müssen ausschließlich aus natürlichen Materialien bestehen, es dürfen keine chemischen Medikamente zur
Varroabehandlung eingesetzt werden - Das Beschneiden der Flügel der Königin zur Verhinderung von Schwärmen ist verboten.
- Außerdem dürfen keine künstlich besamten Königinnen verwendet werden.
- Naturwabenbau oder Mittelwände sollten ausschließlich von zertifizierten Bio-Betrieben stammen.
- Die Honigverarbeitung darf die Bienenstocktemperatur (<40°C) nicht überschreiten.
- Im Winter sollte die Einfütterung bevorzugt in Form von eigenem Honig erfolgen.
- Nur in Ausnahmefällen darf zertifizierter Bio-Zucker verwendet werden.
Doch ist Bio-Honig automatisch besser als normaler Honig?
Demeter, Bioland und DIB
Zwischen den verschiedenen Bio-Verbände wie Demeter, Bioland oder Biokreis gibt es grundsätzlich erstmal Unterschiede in den Richtlinien. Die folgende Tabelle gibt einen kleinen Überblick über die verschiedenen Betriebsweisen und Regelungen der Bio-Verbände, sowie die Unterschiede zur konventionellen Imkerei, die zusammen mit vielen anderen Hobby-Imkern meist im Deutscher Imkerbund (DIB) vertreten ist.
Honigmanufaktur Ingelheim | Demeter | Bioland / Naturland / Biokreis / Eu-Bio | Deutscher Imkerbund (DIB) | |
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Bienenstöcke | Ausschließlich Naturmaterialien | Ausschließlich Naturmaterialien | Ausschließlich Naturmaterialien | Keine Regelung: Holz- und Styroporbeuten, Plastik, Farbanstriche |
Vermehrung & Königinnen | Nachzucht über Ablegerbildung. Zukünftig gezielte eigene Königinnenzucht. Teils Königinnen von anerkannten Züchtern mit dem Schwerpunkt auf Vitalität. (Siehe unten) | Ausschließlich über Schwarmtrieb | Künstliche Königinnenzucht, künstliche Völkerteilung, wobei der natürliche Schwarmtrieb genutzt werden sollte | Keine Regelung: Brechen von Weiselzellen, Umlarven, künstliche Besamung, Belegstellen-Begattung, „Abdrücken“ alter / unproduktiver Königinnen |
Waben | Teils Mittelwände. Anfangs aus zertifiziert pestizidfreiem Wachs. Inzwischen eigener offener Wachskreislauf. Teils Naturwabenbau. (Siehe unten) | Ausschließlich Naturwabenbau, auch im Honigraum | Lediglich einige Waben im Brutraum als Naturwabenbau, sonst Mittelwände mit Bio-Wachs | Keine Regelung: Mittelwände, unkontrollierter Wachsaustausch mit Vielzahl an Hobbyimker |
Varroa- behandlung | Organische Säuren und Biotechnische Maßnahmen (siehe unten) | Organische Säuren, keine Brutentnahme | Organische Säuren und Biotechnische Maßnahmen | Keine Regelung: Organische Säuren und Varroazide (Medikamente) empfohlen |
Honig | Möglichst Abfüllung vor dem Festwerden ohne Erwärmung. | Abfüllen vor dem Festwerden, keine Erwärmung | Keine Erwärmung über 40°C | Keine Erwärmung über 40°C |
Überwinterung | Notwendiger Honigbleibt im Volk, im Notfall Rübenzuckersirup | Wenn möglich Verzicht auf Fütterung, min. 10% Honig vom Volk, im Notfall Bio-Zucker | Wenn möglich Verzicht auf Fütterung, Bio-Zucker | Keine Regelung: Zucker aus dem Supermarkt, Futterteig mit und ohne Zusätze, Fondant |
Wie man erkennt arbeite ich zum großen Teil ökologisch-biologisch und nach Bio-Richtlinien. Ich entscheide mich allerdings bewusst gegen eine Zertifizierung, die vorallem erstmal viel Geld kostet und für kleine Imkereien wie meine schlicht zu teuer ist.
Ist Bio-Honig besser als normaler Honig?
Hier möchte ich beispielhaft auf einige Punkte eingehen.
Vermehrung & Königinnen
Anfangs arbeitete ich ausschließlich mit mittels der Vermehrung am Bienenstand. Dabei werden mehrere Brutwaben samt ansitzender Bienen von anderen Völkern entnommen und daraus ein neues gebildet. Da die Bienen dort nun ohne Königin sind, erbrüten sie eine neue, welche dann mit den Drohnen am Standort begattet wird. Was erst einmal ein völlig natürlicher und schonender Vorgang ist, entpuppt sich in der Praxis allerdings als Problem. Denn die Genetik und damit die Eigenschaften dieses Volkes werden maßgeblich durch die umliegenden Bienenvölker und deren Drohnen geprägt und das sind eben nicht nur meine, sondern auch von allen anderen Imkern im Umkreis. Ergebnis: Sämtliche eigene Nachzuchten waren überaus aggressiv und anfällig für die Varroamilbe sowie deren Begleiterscheinungen. Die eigene, sicher nicht erstklassige gentische Basis am Stand wurde somit noch weiter abgewertet. Ich bin daher schnell dazu übergagangen, hervorragende Königinnen von anerkannten Züchtern zuzukaufen um einerseits selbst einen soliden Genpool zur Verfügung zu haben und anderseits auch deren Eigenschaften durch eigene Drohnen in der Umgebung zu streuen, in der Hoffnung, dass zukünftig auch deren Eigenschaften verbessert werden und eine Nachzucht am Stand brauchbare Zuchtergebnisse zu tage fördert.
Naturwabenbau vs. Mittelwände
Einige Bio-Verbände erlauben den Bienen ausschließlich den Naturwabenbau, bei dem sie ihre eigenen Waben bauen. Das sollte für den Laein selbstverständlich sein, bringt aber in der Praxis einige Probleme mit sich.
In meiner Imkerei verwende ich großteils sogenannte Mittelwände, die als Bauvorlage dienen. Dabei handelt es sich um Wachsplatten mit einem vorgegebenen Wabenmuster. Die Mittelwände werden von den Bienen schnell ausgebaut und können schnell mit Nektar und Brut befüllt werden. Die Bienen haben somit mehr Kapazitäten zur Brutpflege und Honigverarbeitung. Der eingetragene Nektar kann abseits des Brutnestes eingelagert werden, um das Nest kompakt zu halten und somit den Wärmehaushalt zu verbessern. Dadurch entstehen gesündere und langlebigere Bienen. Die Baurichtung wird durch die Mittelwände ebenfalls vorgegeben, da das Volk sonst buchstäblich kreuz und quer bauen würde. Erst dadurch wird eine schonende Gesundheitskontrolle ohne bleibende Schäden möglich.
Vor allem die Brutwaben altern jedoch sehr schnell. Deshalb werden bei mir die alten Waben jährlich eingeschmolzen, zu frischen Mittelwänden gepresst und im Folgejahr teilweise wieder zurück in den Bienenstock gehängt.
Insektizide und Pestizide können sich zwar unter Umständen im Wachs anreichern. Anderseits müssen in der Natur extrem hohe Belastungen vorliegen, damit überhaupt etwas dauerhaft im Wachs zurückbleibt. Wenn ein Bienenvolk derartig betroffen ist, zeigt es höchstwahrscheinlich bereits vorher tiefgreifende Vergiftungserscheinungen. Die höchsten Pestizidbelastungen werden übrigens regelmäßig und ausschließlich im Pollen nachgewiesen, welcher von mir nicht verarbeitet wird
Daher wird der Wachsbestand bei mir einerseits ständig mit frischem Eigenwachs ‚verdünnt‘ und gleichzeitig ein Teil des Altbestands aus dem Kreislauf ausgeschleust, welcher dann bei mir in Kerzenform verfügbar ist. Man spricht hier vom offenen Wachskreislauf.
Imker, die keine eigene Mittelwandpresse besitzen, können ihr Altwachs gegen Mittelwände im Fachhandel tauschen. Das ist zumindest die einfachste und günstigste Variante. Daraus ergibt sich ein Problem: Oft wird das Wachs verschiedener Imker zusammen eingeschmolzen, wodurch sich unwissentlich belastetes oder sogar gestrecktes Wachs verteilt, das wieder in den Bienenstöcken landet. Aus diesem Grund lasse ich ausschließlich mein eigenes Wachs bei entsprechenden Betrieben umarbeiten oder kaufe (in den Anfangsjahren) Wachs ausschließlich von Quellen, die mittels Laborbericht eine Pestizidfreiheit und Reinheit bescheinigen können.
Varroabekämpfung ohne Medikamente
Die Varroamilbe ist ein durch den Menschen eingeschleppter Parasit, der unserer heimischen Honigbiene stark zusetzt.
Jedes Jahr muss daher eine Varroabehandlung durchgeführt werden, um die Bienen zu schützen. Zur Behandlung werden in der klassischen Imkrei oft sogenannte Varroazide eingesetzt, die sich im Wachs anreichern und in den Honig gelangen können.
Selbst in einer ökologisch geführten Bio-Imkerei ist die Behandlung gegen die Milbe leider unverzichtbar. Medikamente oder chemisch-synthetische Mittel sind dort aus gutem Grund strikt verboten. Ich behandle meine Bienen ebenfalls nur mit organischen Säuren, die sowieso natürlich in einem Bienenstock vorkommen (Ameisen- und Oxalsäure) oder arbeite mit biotechnischen Methoden wie der Brutentnahme. So kann ich garantieren, dass mein Honig keine Rückstände von Medikamenten aufweist.
Regionaler Honig
Honig ist nicht gleich Honig, denn neben den unterschiedlichen Anforderungen der Verbände spielt auch die Herkunft des Honigs eine entscheidende Rolle. In vielen Ländern gibts es weniger strenge Vorschriften oder mangelnde Kontrollen. Aber nicht nur deshalb sollte beim Honigkauf auch auf Regionalität geachtet werden. Regionaler Honig weißt außerdem deutlich geringere Wege während der Produktion und danach auf. Auch deshalb bereibe ich zb. keinen Onlineshop und setze auf eine rein lokale Vermarktung.